Fokus auf die Viehzucht in der Schweiz

Mit durchschnittlich mehr als 700 Gramm pro Kopf und Woche ist der Fleischkonsum mehr als doppelt so hoch wie die Ernährungsempfehlung von 300 Gramm pro Woche. Die Fleischproduktion in der Schweiz basiert auf der Schlachtung von mehr als 100 Millionen Tieren pro Jahr. Unser Land hat einen Viehbestand von über 16 Millionen Tieren.

Die nationale Fleischproduktion (Fleisch mit Knochen) beläuft sich auf fast 230'000 Tonnen Schweinefleisch, 118'000 Tonnen Rindfleisch und 115'000 Tonnen Mastgeflügelfleisch. Diese Produktion reicht jedoch nicht aus, um unsere Konsumgewohnheiten und insbesondere unsere Nachfrage nach sogenannten «Edelstücken» zu decken (z.Bsp. Rinder-, Lamm- oder Pferdefilet, Truthahnschnitzel oder Hühnerbrust). Daher müssen fast 50'000 Tonnen Geflügelfleisch, 23'000 Tonnen Rindfleisch und 12'000 Tonnen Schweinefleisch importiert werden.

In der Schweiz wie auch im Ausland werden Schweine und Geflügel hauptsächlich mit Kraftfutter gefüttert, das zu einem grossen Teil aus Getreide besteht, das direkt für die menschliche Ernährung verwendet werden könnte. Das Kraftfutter besteht aus Weizen, Mais, Reis, Hafer, Gerste, aber auch aus dem was von Soja, Raps und Sonnenblumen übrig bleibt, nachdem das Öl aus den Kernen gepresst wurde. Dieses Kraftfutter stammt zur Hälfte von Anbauflächen in der Schweiz und zur Hälfte aus dem Ausland. Durch den Import dieser Futtermittel sinkt der Selbstversorgungsgrad unseres Landes von 52 auf 45%.

Rinder und Milchkühe hingegen werden überwiegend mit lokal produziertem Futter von Alpen und nicht bebaubarem Gelände (weil zu steil oder zu hoch) gefüttert, aber auch mit Gras von Wiesen und Weiden. Solche Wiesen und Weiden befinden sich mehrheitlich auf Flächen, die für den Anbau von Getreide und Hülsenfrüchten genutzt werden könnten.

Die untenstehende Grafik zeigt, dass in der Schweiz nur ein Viertel der landwirtschaftlich genutzten Fläche für die Produktion von Lebensmitteln genutzt wird, die direkt der menschlichen Ernährung zugute kommt (Getreide, Gemüse, Wein, …), während der Rest der Fläche für die Tierhaltung bestimmt ist. So bestehen drei Viertel der landwirtschaftlichen Nutzfläche aus Gebieten, in denen Tiere leben und sich ernähren (Naturwiesen, verbuschte Wiesen, Heimweiden), sowie aus Parzellen, auf denen Kulturen zur Fütterung der Tiere angebaut werden (vorwiegend Futtergetreide für Schweine und Geflügel sowie Mais zur Silageherstellung für Wiederkäuer). Wenn weniger Fleisch gegessen würde, könnte ein Grossteil der landwirtschaftlichen Fläche für den Anbau von mehr Getreide und Gemüse frei werden und so den Selbstversorgungsgrad erhöhen. Es ist jedoch zu bedenken, dass die Flächen nicht durchgehend bewirtschaftet werden könnten, da Grünland unter anderem auch dazu dient, die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und das Unkraut zu kontrollieren. In einem dicht besiedelten Land wie der Schweiz ist eine effiziente Landnutzung besonders wichtig.

Insgesamt werden 80% des Nahrungsmittelbedarfs von Nutztieren durch die Produktion von Futtermitteln gedeckt. Um die restlichen 20% zu decken, werden Futtermittel aus dem Ausland importiert, deren Anbau etwa 1'600 km2 beansprucht – eine Fläche, die der des Kantons Freiburg entspricht. In der Schweiz produziertes Gras-, Rauh- und Kraftfutter macht etwa 90% des Futters für Rinder, 50% des Schweinefutters und 30% des Geflügelfutters aus. Um keine Futtermittel importieren zu müssen, müsste man also die Rinder um 15%, die Schweine um 60% und das Mastgeflügel sowie die Legehennen um 80% reduzieren.