Wir alle haben schon selber feststellen können, dass die Temperatur in einem Raum steigt, wenn sich mehrere Personen darin aufhalten. Das ist ganz normal, denn je nach Tätigkeit und Gewicht kann ein Erwachsener zwischen 100 und 300 Watt (W) abgeben – zehn Personen geben deshalb ebenso viel Wärme ab wie eine voll aufgeheizte Herdplatte.
In sehr gut isolierten Gebäuden vom Typ Minergie hilft im Winter jede zusätzliche Person mit, den Energieverbrauch zu senken. Das gilt auch für Lampen, Kochherd und Backofen, die elektrischen Geräte und sogar für das warme Wasser aus dem Wasserhahnen: sie alle erhöhen die Raumtemperatur in dem Masse wie die Ingenieure sie bei der Heizungsplanung mitberücksichtigen.
Zwar ist die zusätzliche Wärme der elektrischen Apparate und der Beleuchtung im Winter willkommen, aber an den heissen Sommertagen ist es besser, sie zu vermeiden. Es gibt allerdings Geräte, die ununterbrochen in Betrieb sind, zum Beispiel Kühl- und Gefrierschränke. Sie produzieren natürlich Kälte, gesamthaft betrachtet geben sie aber mehr Wärme ab. Davon kann man sich überzeugen, wenn man die Temperatur fühlt, die an ihrer Rückwand herrscht. Hier befindet sich nämlich ein Radiator, der die Wärme des komprimierten Gases ableitet. Im Sommer laufen Kühl- und Gefrierschränke nicht nur deshalb auf Hochtouren, weil die Raumtemperatur höher ist, sondern auch, weil ihre Türen viel öfter geöffnet werden, um gekühlte Getränke und Eiswürfel zu entnehmen. Aus diesem Grund heizen sie in der warmen Jahreszeit mehr als im Winter. Diese unerwünschte Wärmezufuhr hängt nicht nur von der Energieeffizienz des Geräts ab, sondern auch von seinem Standort und seinem Gebrauch. Wenn es sich um einen mittelgrossen Kühlschrank handelt, der auf dem Energieetikett gut bewertet ist, hinten gut gelüftet und abgestaubt ist, innen abgetaut ist und an einer kühlen Wand steht, wird er nicht mehr heizen als eine kleine Glühbirne (25W), die ständig eingeschaltet ist. Wenn es sich jedoch um einen sehr alten Kühlschrank handelt, der an einer warmen Wand steht – mit verstaubter Heizung und vereistem Innenraum – kann er leicht zehnmal so viel Wärme abgeben. Es ist, als würden sich ständig zwei zusätzliche Personen in der Küche aufhalten.
Alle elektrischen Geräte heizen
Die elektrische Leistung von Glühbirnen und elektrischen Apparaten wird in Watt (W) angegeben. Sie bezeichnet aber ebenfalls ihre Heizleistung, denn alles, was Strom braucht, gibt Wärme ab. Das gilt sogar für den Ventilator: obwohl er durch seinen Luftstrom Kühlung bringt, wärmt sein Motor letztendlich den Raum...
An der Spitze der Hitparade der Wärme erzeugenden Geräte im Haushalt stehen natürlich der Kochherd und der Backofen, die man an heissen Tagen wenn möglich nicht benutzen sollte. Auch der Geschirrspüler, die Waschmaschine und der Wäschetrockner geben sehr viel Wärme ab, wenn sie in der Wohnung stehen. Hat man die Möglichkeit, kann man sie so programmieren, dass sie nachts laufen. Denken Sie daran, dass es auch Waschmittel gibt, das bei niedrigen Temperaturen verwendet werden kann, und dass Wäsche, die auf einem Wäscheständer trocknet, die Umgebungsluft erfrischt, denn das verdunstende Wasser kühlt. Gleich auf Platz zwei nach den grossen Haushaltsgeräten kommt die Halogen-Wohnzimmerlampe, die bis zu 500 Watt Wärme erzeugen kann – das ist, als hätte man vier Gäste zu Besuch! Alle Glühbirnen und auch die "Niedervolt-Halogenlampen" geben sehr viel Wärme ab, im Durchschnitt vier- bis fünfmal mehr als eine Leuchtstofflampe (Leuchtstoffröhren, "Neon"-Röhren, Sparlampen) und sechs- bis zehnmal mehr als LED-Beleuchtung.
Alle Watt zusammengenommen
In einem Haushalt sind meist zahlreiche Geräte und Lampen eingeschaltet, die je für sich alleine nur wenig Wärme abgeben – zählt man hingegen alle zusammen, produzieren sie viel Wärme. Es ist äusserst lehrreich, wenn man einmal genau nachschaut, wieviel Watt eigentlich ständig verbraucht werden. Der Fernseher, der Satellitenschüssel-Decoder, das DVD-Aufnahmegerät, die Halogenlampe im Wohnzimmer und weitere Glühbirnen können leicht soviel Wärme abgeben wie zehn Personen. Der Computer, sein Bildschirm, der DSL-Router und die externe Harddisk machen die elfte Person aus. Das schnurlose Telefon, das alte Faxgerät, die Stereoanlage in Stand-by-Betrieb sowie verschiedene eingesteckte Ladegeräte und Adapter (obwohl die Geräte nicht eingeschaltet sind), machen das Duzend voll. Mit dem Kühl- und Gefrierschrank und der Kaffeemaschine im Wartemodus kommt man leicht auf dreizehn. Und ist gerade noch eine Pizza im Backofen während Wäsche mit dem 60° C-Programm gewaschen wird, ergibt dies soviel Wärme, wie vierzig Personen miteinander abgeben: kein Wunder steigt die Temperatur!
Kühlt bei sich selbst, heizt aber bei den Nachbarn
Ein Klimagerät kühlt zwar die Raumluft, produziert dabei aber mehr Wärme als Kälte. Das merkt man schnell, wenn man neben dem warmen Abluftstrom steht, der nach draussen entlassen wird. Im Sommer tragen Klimaanlagen so zusätzlich zum motorisierten Verkehr und den Heizungen, die Warmwasser aufbereiten, zur Erhöhung der Temperatur in den Städten bei, die mehrere Grad höher ist als auf dem Land. Sehr oft "heizt" ein Klimagerät übrigens die anliegende Wohnung oder das benachbarte Büro, denn die warme Abluft dringt durch das darüber liegende geöffnete Fenster ein...