Der Austausch alter Fenster verbessert nicht nur die Isolierung eines Gebäudes, sondern auch seinen Komfort. Ein klug gewähltes Fenster kann im Winter sogar als Heizung dienen!
Nach dem Brieflesenden Mädchen am offenen Fenster
von Johannes Wermeer (1632-1675)
Ein leistungsstarkes Fenster von heute hat nichts mit früheren Modellen zu tun, die aus einfachen Glasscheiben bestehen, welche mit Kitt in einem Holzrahmen befestigt sind und die man noch in vielen alten Gebäuden vorfindet. Auch wenn ein heutiges Fenster ähnlich aussieht wie diejenigen mit Doppelverglasung, die man vor dreissig Jahren eingebaut hat, ist seine Wärmedämmung sehr viel grösser, denn im Winter lässt es 2- bis 4-mal weniger Wärme nach draussen entweichen. Mehr noch: Ist es nach Süden ausgerichtet, kann es sogar mehr Wärmeenergie ins Gebäude hineinlassen als dadurch nach draussen verloren geht!
Nutzen Sie die kostenlose Energie der Sonne
Dieser Energiegewinn ist natürlich der Sonne zu verdanken. Und da die Sonne im Winter tiefer am Himmel steht, sollte im Idealfall nichts in der Umgebung Schatten auf das Fenster werfen – weder Bäume, Häuser, Balkone noch andere vorspringende oder überhängende Gebäudeteile. Ein solchermassen gut ausgerichtetes, heutiges Fenster mit einer Fläche von einem Quadratmeter kann in der Gesamtbilanz der Heizsaison rund zwanzig Kilowattstunden Energie pro Jahr einbringen; das entspricht 2 Litern Heizöl. Ein altes Doppelglasfenster hingegen lässt immer noch die Energie von ungefähr 15 Litern, ein veraltetes Modell mit Einfachverglasung sogar um die 40 Liter entweichen! Dieser kostenlose Energiebeitrag ist besonders interessant zu Beginn und am Ende der Heizperiode, denn dadurch kann die Heizung an sonnigen Tagen vollständig ausgeschaltet werden, vor allem, wenn das Gebäudeinnere Möglichkeiten bietet, die Sonnenwärme zu speichern, wie zum Beispiel eine dicke Betonmauer oder schwere Bodenplatten.
Grosse Modellvielfalt
Sowohl beim Hausbau wie auch bei der Sanierung eines älteren Gebäudes lohnt es sich, den Fenstern grosse Aufmerksamkeit zu schenken – informieren Sie sich über ihre Leistungsmerkmale, ihre Grösse und ihre Einbaustelle. Denken Sie daran, dass auch wenn in den letzten Jahren spektakuläre Verbesserungen erzielt worden sind, Fenster immer der Schwachpunkt der Isolation der nach heutigen Normen gebauter Gebäude sind – ausser solche, die im Winter nach der Sonne ausgerichtet sind. Etwas hat sich allerdings geändert: Heutige leistungsstarke Verglasungen sind stärker wärmedämmend als die Rahmen. Wählen Sie deshalb mit Vorteil schmale Fensterrahmen mit wenigen und grossen Scheiben statt solche mit mehreren kleinen und begrenzen Sie auch die Fensterflügel: Ein zweiflügeliges Fenster ist energiesparender als eines mit drei Flügeln.
Im Handel sind viele Modelle erhältlich, die sich bezüglich der Rahmen und der Verglasung (doppelt oder dreifach) unterscheiden. Alles kann beliebig gewählt werden: das Material des Rahmens (Holz, Alu, PVC), die Fugendurchlässigkeit, die Anzahl der Scheiben sowie ihre Qualität und Stärke, das Trennmaterial zwischen den Scheiben, die Mischung des eingeschlossenen Isoliergases (Stickstoff, Argon, Krypton), die Qualität der nicht sichtbaren Wärmeschutzbeschichtung aus Metall auf der Fensterscheibe... Und dies sind alles nur energiewirksame Merkmale, denn Fenster unterscheiden sich auch hinsichtlich der Lärmdämmung (sogar gegen Regen), der Einbruchsicherheit oder ihres Selbstreinigungsvermögens sowie der Glastönung und der UV-Filter (für Ladengeschäfte zum Beispiel).
Unverzichtbar: "U-Wert" und "g-Wert"
Bei der Wahl einer neuen Fensterverglasung sollten Sie sich unbedingt über den U-Wert und den g-Wert informieren.
Mit dem U-Wert wird die Fähigkeit der Verglasung bezeichnet, den Wärmeverlust zu verringern. Je kleiner das U, desto besser isoliert ist das Fenster im Winter (und im Sommer übrigens auch). Doppelverglasungen auf dem gegenwärtigen Stand der Technik erreichen den sehr tiefen U-Wert von 1,0 und derjenige von Dreifachverglasungen kann sogar bei 0,4 liegen.
Mit dieser Berechnungseinheit sind Vergleiche einfach: Eine Verglasung mit einem U-Wert von 0,5 lässt zweimal weniger Wärme entweichen als eine Verglasung mit einem U-Wert von 1,0.
Die Hersteller geben auch einen U-Wert für das gesamte Fenster an (mit Rahmen). Diese Bezeichnung lautet "Uw" für U-window (Fenster auf Englisch). Da der Rahmen heutzutage weniger stark wärmedämmend ist als eine gute Verglasung, ist der Uw-Wert in der Regel etwas höher als der U-Wert einer Verglasung für sich allein genommen.
Der g-Wert, der von 0 bis 1,0 reicht, zeigt die Durchlässigkeit der Verglasung für die Sonnenenergie an. Ein g-Wert von 0,55 bedeutet, dass 55% der Sonnenenergie die Scheibe durchdringt. Nicht zu verwechseln mit dem Lichttransmissionsgrad (LT), der den prozentualen Anteil des sichtbaren Sonnenlichts bezeichnet, das durch die Verglasung dringt. Nur etwa die Hälfte der solaren Strahlungsenergie ist sichtbares Sonnenlicht (siehe unten).
Das ideale Fenster weist deshalb einen tiefen U-Wert und einen hohen g-Wert auf. Leider geht eine gute Wärmedämmung oft auf Kosten einer weniger grossen Durchlässigkeit für die Sonnenenergie. Für ein Fenster auf der Nordseite ist dies nicht weiter von Bedeutung, denn es muss vor allem sehr gut isolieren. Für ein auf der Südseite liegendes Fenster hingegen, durch welches die Wintersonne direkt ins Hausinnere scheint, sind diese beiden Werte sehr wichtig. Abgesehen davon lohnt sich ein hoher g-Wert zusätzlich zu einem tiefen U-Wert auch für ein Nordfenster, denn so kann trotzdem ein Höchstmass an diffusem Sonnenlicht ins Hausinnere eindringen. Aber zurzeit sind solche Verglasungen sehr teuer und aus ökologischer Sicht ungünstig, denn sie enthalten Krypton, ein unschädliches Edelgas, das jedoch zehnmal teurer ist als Argon und dessen Herstellung viel Energie benötigt.
Im Handel sind zahlreiche Fenster mit sehr unterschiedlichen Leistungsmerkmalen erhältlich, und laufend werden technische Fortschritte erzielt. Da neue Fenster langfristige Investitionen sind und sie zudem einen grossen Einfluss auf den Wohnkomfort und den Energieverbrauch des Gebäudes haben, lohnt es sich, die Informationen auf untenstehenden Dokumenten und Links genau durchzulesen.
Dokumente und nützliche Links
pdf 790 Ko- Die richtige Wahl der Fenster
pdf 4,2 Mo- Die Behaglichkeit hängt auch von der Scheibentemperatur ab
pdf 5,4 Mo- Energiegerecht sanieren (Ratgeber für Bauherrschaften)
siehe die Seiten 37-42 dieser hervorragenden Broschüre des Bundesamts für Energie
Verglasung/Fenster, interaktive Seite dieser Website