In der Schweiz leiden mehr als eine Million Einwohner unter Lärm. Er stammt hauptsächlich vom motorisierten Strassenverkehr, aber auch von Zügen und Flugzeugen. Je nach Jahreszeit kommen noch die Lärmbelästigungen von Schiessständen, Rasenmähern und Laubbläsern hinzu – und zeitweilig auch die Schallimmissionen von Baustellen. Die Plage hört nicht einmal nachts auf, denn einerseits ist da immer noch der Strassenverkehr, dann gibt es aber auch den nächtlichen "Nachbarschaftslärm", der in den letzten Jahren stark zugenommen hat: Strassencafés, Diskussionen von Rauchern vor den Türen der Restaurants und Bars, Privatfeste und Anlässe aller Art…
Lärm verringert die Lebenserwartung
Wissenschaftliche Studien haben jedoch festgestellt, dass Lärm nicht nur zu Gereiztheit und schlaflosen Nächten führt. Er generiert Aufmerksamkeits- und Hörstörungen, begünstigt Bluthochdruck und lässt das Risiko für Herzattacken ansteigen. Er ist sogar einer jener Faktoren, welche die Lebensqualität am meisten reduzieren. In der Schweiz gehen jedes Jahr geschätzte 330 Lebensjahre durch Lärm verloren, der tagsüber erlitten wird, und 900 Lebensjahre durch nächtlichen Lärm. Die Lärmbelästigungen sind übrigens in der Miete und im Kaufpreis der Gebäude inbegriffen, denn liegt ein Wohnhaus oder ein Bürogebäude in einer ruhigen Gegend, muss mehr dafür bezahlt werden. Für den schweizerischen Immobiliensektor wird die Wertminderung durch Lärm auf mehr als eine Milliarde Franken pro Jahr geschätzt.
Ab 20 km/h können Pneus mehr Lärm machen als die Motoren
Die Lärmbelästigung durch den Autoverkehr ist nicht nur auf Motorengeräusche zurückzuführen. In der Tat überwiegen ab einer Fahrgeschwindigkeit von 50 km/h bei Bussen, Lastwagen und Motorrädern die Abrollgeräusche der Reifen auf der Fahrbahn. Und der durch breite Pneus bestimmter Personenfahrzeuge verursachte Lärm ist bereits ab 20 km/h viel grösser als derjenige ihrer Motoren...
Während die Fahrzeughersteller in den letzten Jahren immer leisere Motoren entwickelt haben, hat die Reibung der Reifen stetig zugenommen, weil die Autos schwerer und ihre Pneus immer breiter wurden. Die Vergrösserung der Raddurchmesser hat ebenfalls zu einem höheren Lärmpegel beigetragen – denn die Reifen von kleineren Autos sind leiser als die von grossen. Um die Reifenhersteller zu einer Verminderung der Lärmbelästigung zu bewegen – aber auch um den Treibstoffverbrauch verringern –, hat die Europäische Union (EU) ab 2012 die Energieetikette für Reifen verbindlich vorgeschrieben.
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Die Etikette bewertet die Reifen nach drei Kriterien: der Rollwiderstand (je kleiner der Widerstand, desto weniger Treibstoff verbraucht das Gefährt); die Haftung auf feuchtem Belag (je stärker der Pneu haftet, desto kürzer ist der Bremsweg); und schliesslich der Lärm, der durch die Reibung des Pneus auf der Strasse entsteht. Denn der Rollwiderstand hat gleichzeitig einen Einfluss auf den Lärm und die Energie, die benötigt wird, um das Fahrzeug zu bewegen – wie man leicht selber feststellen kann, wenn man das leise Flirren eines Rennvelos mit dem tiefen Brummen eines Mountainbikes vergleicht, die beide auf demselben Strassenbelag rollen.
Wählen Sie Ihre Pneus auch hinsichtlich der Dezibel
Die Lautstärke der von einer Schallquelle ausgehenden Geräusche wird in Dezibel (dB) gemessen. Der Dezibel-Massstab ist nicht linear, sondern logarithmisch, da unser Gehör die Schallzunahme nicht "kontinuierlich" registriert. Unser Gehör hat ein sehr breites Spektrum für Geräuschintensitäten (das um den Faktor 13 variiert), aber es ist sensibler für die Unterscheidung von schwachen Geräuschen als von lauten. Deshalb entspricht ein Pegelunterschied von 3 dB einer Verdoppelung der Schallintensität und derjenige von 10 dB einer Verzehnfachung der Schallleistung.
So können zwei Pneus mit demselben Grad an Bremssicherheit und Strassenhaftung einen Geräuschunterschied von 3 dB aufweisen (zum Beispiel 72 dB und 75 dB) – und das bedeutet für den Reifen mit der höheren dB-Zahl, dass er doppelt soviel Lärm verursacht! Dieser Unterschied ist nicht nur für Strassenanwohner deutlich wahrnehmbar, er ist beeinflusst auch den Komfort im Fahrgastraum.
"Flüster-Reifen" sind aus einem Spezialgummi verfertigt; ihr Profil ist feiner und im Allgemeinen weniger tief. Sie sind, was Preis und Abnützung betrifft, mit herkömmlichen Reifen vergleichbar.
Rücksicht für diejenigen, die schlafen möchten
Trotzdem: weniger Lärm verursachen hängt oft mehr vom Verhalten des Einzelnen als von technischen Lösungen ab: Die Schallschutztüre der Disco nützt gar nichts, wenn sie halboffen steht, und die besten Flüsterreifen quietschen trotzdem, wenn der Fahrer einen Blitzstart hinlegt…
Die Energieetikette für Reifen auf der Website des Bundesamts für Energie
Reifentests auf der Website des TCS