Im Winter ist die Luft in den Wohnungen und den Büros trockener als im Sommer. Man könnte deshalb daraus schliessen, dass es der Gesundheit zuträglicher ist, wenn man sich einen Luftbefeuchter anschafft. Viel sinnvoller ist es aber, sich zuerst einen Hygrometer zuzulegen (siehe unten). So kann die tatsächliche Luftfeuchtigkeit bestimmt werden, denn unsere Sinnesorgane helfen uns nicht gross dabei festzustellen, wie feucht oder trocken es in den Räumen ist. Aber unabhängig davon, wie feucht oder trocken die Luft auch ist, sie wird, wenn wir einatmen, auf jeden Fall in unseren Bronchien und Lungen erwärmt und befeuchtet.
Sofern man nicht unter bestimmten gesundheitlichen Problemen leidet, empfiehlt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) ein relative Luftfeuchtigkeit in den Räumen von zwischen 30 bis 50 Prozent, also eine eher trockene Umgebung. Denn sobald die Luft feucht ist (ab 50%), können sich Probleme einstellen…
in Hygrometer misst
die Feuchtigkeit in Prozent
Digitale Hygrometer (mit Batterien) zeigen in der Regel die relative Luftfeuchtigkeit der Luft und ihre Temperatur an. "100% Luftfeuchtigkeit" bedeutet, dass die Luft das Maximum an Wasserdampf aufgenommen hat. Mehr Feuchtigkeit führt zu Bildung von Nebel. Wenn das Hygrometer eine Luftfeuchtigkeit von 50% anzeigt, enthält die Luft die Hälfte der Feuchtigkeit, die sie aufnehmen könnte. Je kälter die Luft ist, umso weniger Wasserdampf ist in ihr enthalten. Umgekehrt gilt, dass je wärmer die Luft ist, sie desto mehr Wasserdampf enthält. Aus diesem Grund spricht man von relativer Luftfeuchtigkeit. Im Winter kann man das sehr einfach veranschaulichen: Haucht man in die kalte Luft, kühlt die warme und feuchte Luft aus unseren Lungen ab, und der Überschuss an Feuchtigkeit kondensiert in der Kälte und wird als kleine "Nebelwolke" sichtbar.
Steigt die Luftfeuchte über 45%, finden Hausstaubmilben – das sind mikroskopisch kleine Verwandte von Spinnen – günstige Bedingungen vor, um sich in den Betten, Teppichen, Sesseln, Sofas, ja sogar im Katzenkörbchen oder Hamsterkäfig zu vermehren. Die Milben ernähren sich unter anderem von unseren Hautschüppchen, sind aber an sich für uns nicht weiter gefährlich. Allerdings enthält ihr Kot allergieauslösende Bestandteile, die sich als feiner Staub in der Luft verteilen und eingeatmet werden. Sie verursachen bei einer immer grösser werdenden Anzahl von Menschen Allergien.
Feuchtigkeit begünstigt Schimmelbildung
und verstärkt schlechte Gerüche
Ab 50-60% Luftfeuchtigkeit können Schimmelpilze die Situation verschlimmern. Schimmel entsteht hauptsächlich in schlecht isolierten Gebäuden, denn der Wasserdampf kondensiert auf den kalten Fensterscheiben und Wänden, und er feuchtet Fensterrahmen, Tapeten und Holztäferungen an, was Moderschäden begünstigt. Schimmelpilze geben Sporen (das sind winzig kleine Fruchtkörper, gewissermassen die "Samen") an die Umgebungsluft ab. Diese Sporen können Atemwegsinfektionen verursachen sowie bei empfindlichen Personen Allergien und Asthmaanfälle auslösen.
Bedenken Sie auch, dass eine hohe Luftfeuchtigkeit schlechte Gerüche generell verstärkt. Versucht man diese mit Duftkerzen, synthetischen Parfümen oder Räucherstäbchen zu kaschieren, belastet man die Innenluft mit zusätzlichen Schadstoffen...
Das Gefühl trockener Luft kann mit
der belasteten Raumluft zusammenhängen
In vielen Fällen ist der Grund für das unangenehme Gefühl trockener Luft im Winter eher auf den Hausstaub und die verschmutzte Raumluft als auf eine zu geringe Luftfeuchtigkeit zurückzuführen. Drei- bis viermal täglich sollte deshalb kräftig gelüftet werden (um die Luft auszutauschen), aber nicht länger als jeweils 5 Minuten (um die Zimmer nicht auszukühlen). Wichtig ist auch, den Staub regelmässig zu entfernen. Beim Staubwischen sollte darauf geachtet werden, dass keine Staubwolken entstehen. Ein mit Wasser leicht angefeuchtetes Mikrofasertuch ist ideal dafür, denn durch den Verzicht auf Reinigungsmittel und synthetische Duftstoffe wird die Raumluft nicht belastet. Lüften Sie nach dem Staubsaugen, denn die Staubentfernung ist zwar nützlich, aber sie wirbelt den verbleibenden Staub in der Luft herum (falls Ihr Staubsauger einen Luftfilter hat, vergessen Sie nicht, diesen regelmässig auszuwechseln).
Feuchtigkeit und Temperatur hängen zusammen
Das Hygrometer links funktioniert nicht mit Batterien, sondern mit Haaren, die sich bei trockener Luft zusammenziehen (Haarhygrometer).
Oben : Das Zimmer ist auf 25°C geheizt und die Luftfeuchtigkeit ist tief, so dass die Raumluft als eher unangenehm trocken empfunden wird.
Unten : Wird die Temperatur auf 20°C gesenkt, steigt die Luftfeuchtigkeit und die Luft ist angenehmer zum Atmen.
Zu häufiges Lüften im Winter trocknet die Luft aus
Je kälter die Luft ist, umso weniger Wasserdampf kann sie aufnehmen. Deshalb stammt im Winter die Luftfeuchtigkeit zu Hause vor allem aus dem Wohnungsinnern: von der Dusche und dem Dampf beim Kochen, von der Geschirrspülmaschine in der Trocknungsphase, den Zimmerpflanzen sowie der Atemluft und Transpiration von uns Menschen und den Haustieren. Beim Lüften lässt man die kalte Luft herein, die, sobald sie sich erwärmt, die Raumluft austrocknet. Deshalb sollte man nicht übertrieben oft und lange lüften.
In einem Gebäude mit kontinuierlichem mechanischem Lüftungssystem (sanfte Lüftung) müssen die Fenster nicht mehr geöffnet werden. Solche Lüftungsanlagen gewährleisten konstant frische Raumluft und sparen Heizungsenergie. Ist ein Büro oder eine Wohnung jedoch "unterbesetzt", kann im Winter die Raumluft sehr trocken werden. Als Beispiel: Ein Lüftungssystem für eine "4-Zimmer-Wohnung mit Küche" ist normalerweise für vier Personen ausgelegt. Wohnt hier aber nur eine Person, könnte dies zur Folge haben, dass eine zu grosse Frischluftzufuhr (die – wie bereits beschrieben – nur wenig Wasserdampf enthält) die relative Luftfeuchtigkeit im Wohnungsinnern auf unter 30% sinken lässt – weshalb man dann die Lüftung drosseln muss. Dasselbe Trockenheits-Phänomen durch dauerhaften Luftaustausch kann auch in alten Gebäuden mit undichten Fenstern auftreten.
Die unangenehmen Folgen
von zu trockener Luft
Sinkt die Luftfeuchtigkeit während mehrerer Tage auf unter 30%, merkt man wie Haut, Augen, Nase und Hals trocken werden und zu jucken und zu kratzen beginnen. Bei empfindlichen Personen können sich sogar Reizhusten, Bindehautentzündungen oder Hautausschlag einstellen. Sind die Zimmer zu stark geheizt, bewirkt ein Absenken der Temperatur, dass die Luftfeuchtigkeit zunimmt (siehe rechts). Auch kann man etwas Feuchtigkeit in die Luft einbringen, indem man zum Beispiel die Wäsche auf einem Wäscheständer trocknet, das Badewasser erst ablaufen lässt, wenn es erkaltet ist, oder die Zimmerpflanzen giesst – einige, wie der Papyrus, können viel Wasser verdunsten.
Haben Sie keine andere Möglichkeit als sich einen Luftbefeuchter anzuschaffen, informieren Sie sich über seinen Stromverbrauch und achten Sie darauf, dass er einen Hygrostat besitzt (dient zur Regulierung der Luftfeuchtigkeit), damit er nicht übermässig viel Feuchtigkeit produziert und keinen Strom verschwendet: denn dieses Gerät wird gerade zu der Jahreszeit benutzt, in welcher die Zunahme des landesweiten Stromverbrauchs vermieden werden sollte. Ein Luftbefeuchter muss sorgfältig und regelmässig gereinigt werden: Abgestandenes Wasser begünstigt die Entwicklung von Mikroorganismen und bei ungenügender Hygiene kann ein Luftbefeuchter zu einer Bakterienschleuder werden.
Luftbefeuchter ohne Strom:
• Heizkörper-Verdunster, die am Radiator aufgehängt werden. Dabei handelt es sich um einen einfachen Wasserbehälter, in dem ein eingehängtes Fliesspapier das Wasser aufsaugt und an die Luft abgibt. Diese passive Luftbefeuchtung funktioniert nur bei sehr heissen Radiatoren einigermassen akzeptabel, wie sie in alten, schlecht isolierten Häuern zu finden sind. Das abgestandene Wasser und das Fliesspapier können sich zu wahren Bakterien- und Schimmelpilzherden entwickeln. Das Fliesspapier muss von Zeit zu Zeit ausgewechselt werden, da es durch den im Wasser enthaltenen Kalk verstopft.
• 3D-Befeuchtigungsposter
Dieser von einer Schweizer Gesellschaft (Necono AG) entwickelte raffinierte Luftbefeuchter gleicht einem Kunstwerk (Foto), das an der Wand angebracht wird. Das Verdunsterpapier ist in verschiedenen Motiven erhältlich. Aus dem oben angebrachten Wasserreservoir fliesst das Wasser in Intervallen, geregelt von oben nach unten über das Papier, von wo aus es im Kontakt mit der Luft verdunstet. Dieses System wurde entwickelt, um abgestandenes Wasser in den Behältern zu umgehen; die Keimbildung wird so aktiv unterdrückt. Es wird empfohlen, das Verdunsterpapier jedes Jahr zu wechseln.
Luftbefeuchter mit Strom:
Damit nicht zu viel Feuchtigkeit produziert oder unnötig viel Strom verbraucht wird, schliessen Sie einen Hygrostat an Ihren Luftbefeuchter an (eine Vorrichtung, die den Luftbefeuchter je nach gewünschter Luftfeuchtigkeit ein- bzw. ausschaltet)
• Zerstäuber mit Ventilator (Vernebler)
Dieser Luftbefeuchter besteht aus einer porösen Oberfläche, die Wasser absorbiert (Schwamm, Filtermatte, feines Sieb) und einem Ventilator. Bei einigen Modellen sind Ventilator und Absorber kombiniert. Da das Wasser nicht erwärmt wird, verbrauchen diese Geräte relativ wenig Strom – zwischen 8 und 40 Watt. Da aber viele dieser Zerstäuber ohne Hygrostat-Regelung verkauft werden, sind sie oft ununterbrochen in Betrieb. Falls das Absorberelement ausgewechselt werden muss, informieren Sie sich vor dem Kauf über die Kosten. Informieren Sie sich auch über den Geräuschpegel dieses Geräts, denn zu hohe Emissionen können im Schlafzimmer schnell störend werden. Halten Sie sich für die Reinigung an die Vorgaben in der Gebrauchsanleitung.
• Verdampfer
Diese Geräte erhitzen das Wasser auf den Siedepunkt, was zur Bildung von heissem Wasserdampf führt; insofern gleichen sie einem Wasserkocher. Diese Befeuchtungssysteme sind sehr grosse Stromfresser (300-500 Watt). Einige Modelle kühlen den Wasserdampf vor dem Austritt in die Luft etwas ab, um die Gefahr von Verbrennungen zu reduzieren (trotzdem ist vor allem bei kleinen Kindern Vorsicht geboten!). Der austretende Wasserdampf ist zwar keimfrei, das Gerät muss aber dennoch regelmässig gereinigt werden (siehe Gebrauchsanleitung). Damit keine übermässe Luftfeuchtigkeit ensteht, ist ein Hygrostat unverzichtbar, er wird aber den exzessiven Stromverbrauch nicht reduzieren (ca. CHF 50.- pro Jahr für ein Gerät von 400 Watt).
• Ultraschall-Zerstäuber (Vernebler)
Diese Luftbefeuchter sind die teuersten auf dem Markt. Sie zerstäuben das Wasser mechanisch mit Hochfrequenzschwingungen (Ultraschall) in winzig kleine Tröpfchen und verbreiten so einen kühlen oder lauwarmen Nebel. Geräuschpegel, Stromverbrauch (30-300 Watt) und Hygienetechnik zur Verhinderung der Bakterienbildung variieren je nach Modell. Damit kein Kalk mit dem Wassernebel verbreitet wird – sichtbar an weissen Rückständen auf Möbeln und dem Boden – sind die meisten Geräte mit einem Filter versehen, der regelmässig ausgewechselt werden muss. Ein Hygrostat ist unverzichtbar, und die Reinigung muss sorgfältig gemäss den Angaben des Herstellers durchgeführt werden, damit keine lebenden Bakterien – oder mikrobakterielle Rückstände – mit den Wassertröpfchen verbreitet werden.
Stellungnahme des Bundesamts für Gesundheit (BAG) zu Luftbefeuchtern