Der CO2-Fussabdruck bildet unseren persönlichen Beitrag zum Klimawandel ab.. Mit ihm wird die Menge an Treibhausgasen gemessen, die von jedem Einzelnen direkt oder indirekt verursacht wird. Er wird in CO2-Äquivalenten ausgedrückt (CO2e wobei das "e" in CO2e für "Äquivalent" steht), da er auch die Klimawirkung anderer Gase wie Methan (CH4) und Distickstoffoxid (N2O) einbezieht. Diese Vereinheitlichung dient der Vereinfachung für eine leichtere Vergleichbarkeit der verschiedenen Gase und ihren Auswirkungen. Deshalb wird "CO2" oft anstelle von "CO2e" verwendet - so auch in diesem Artikel.
Wenn man in der Schweiz auch die Treibhausgase berücksichtigt, die aufgrund unseres Konsums von importierten Produkten im Ausland freigesetzt werden, beträgt dieser Fussabdruck etwa 12 Tonnen CO2 pro Kopf und Jahr (ohne importierte Produkte liegt er bei etwa 5 Tonnen).
Um Katastrophen im Zusammenhang mit der globalen Erwärmung unseres Planeten zu verhindern, hat sich die Schweiz 2017 mit der Ratifizierung des Pariser Abkommens verpflichtet, ihren Teil dazu beizutragen: Unsere individuellen Emissionen sollen bis 2030 auf 5 Tonnen pro Jahr und bis 2050 auf 1 Tonne (1000 kg) pro Jahr gesenkt werden. Das entspricht etwa 3 Kilogramm CO2 pro Person und Tag für alle unsere Aktivitäten: Strassenverkehr, Wohnen, Ernährung und Konsum.
In der Schweiz ist die Ernährung nach Wohnen und Verkehr die drittgrösste Quelle von Treibhausgasemissionen der Haushalte. Und da mehr als die Hälfte der Lebensmittel, die wir konsumieren, aus dem Ausland importiert werden, finden auch mehr als die Hälfte dieser Emissionen im Ausland statt.
Durch die Wahl unserer Lebensmittel können wir dazu beitragen, unsere Auswirkungen auf das Klima zu verringern. Die wirksamsten Massnahmen sind unten in der Reihenfolge ihrer Bedeutung aufgeführt. Sie basieren auf einer Liste, die vom Zwischenstaatlichen Ausschuss für Klimaänderungen (Intergovernmental Panel on Climate Change IPCC) erstellt wurde. Die angegebenen Zahlen wurden, soweit möglich, an den Schweizer Kontext angepasst; bei jeder Massnahme erklärt ein "i"-Button die Berechnungsmethode.
Sich nach der Schweizer Lebensmittelpyramide ernähren: Einsparungen von ca. 1 Tonne CO2 pro Jahr
Wenn sich die gesamte Bevölkerung nach den Ernährungsempfehlungen ernähren würde - zum Beispiel nach denen der Schweizer Lebensmittelpyramide, die den Konsens der professionellen Ernährungsexperten widerspiegelt - könnten die Umweltwirkungen der Ernährung um die Hälfte reduziert werden.
Um eine ausgewogene Ernährung - sowohl aus gesundheitlicher als auch aus ökologischer Sicht - zu erreichen, sollten wir weniger Fleisch und Milchprodukte und mehr Hülsenfrüchte zu uns nehmen. Hülsenfrüchte haben viele Vorteile, da sie nicht nur ernährungsphysiologisch wertvoll sind, sondern im Anbau auch weniger Dünger benötigen. Ausserdem sollte man sich mehr von Getreide, Kartoffeln, Nüssen, Obst oder Gemüse ernähren und mehr Milch statt verarbeiteter Milchprodukte trinken. Es werden nämlich etwa 10 Liter Milch benötigt, um 1 Kilo Käse herzustellen.
Die meisten Ernährungsgewohnheiten der Bevölkerung entwickeln sich bereits in diese Richtung: Seit 2014 ist der Pro-Kopf-Verbrauch von Fleisch und Milch gesunken, während der Konsum von pflanzlichen Lebensmitteln und von Hülsenfrüchten, Nüssen und Ölsaaten gestiegen ist.. Eine Studie aus dem Jahr 2023 zeigt jedoch, dass nur 11% der Haushalte in der Schweiz eine nachhaltige Ernährung praktizieren, die den Schweizer Ernährungsempfehlungen entspricht.
Auf Fleisch verzichten: Einsparungen von ungefähr 700 Kilogramm CO2 pro Jahr
Die Viehzucht trägt erheblich zur globalen Erwärmung bei. Hauptursachen sind die Emissionen von Methan und Lachgas, zwei Treibhausgase, deren Klimawirkung stärker ist als diejenige von CO2 und die durch die Verdauung von Wiederkäuern und die Zersetzung von Gülle und Mist entstehen. Und auf globaler Ebene wird die Möglichkeit CO2 zu absorbieren durch die Abholzung von Wäldern - um Weideflächen zu vergrössern oder Viehfutter anzubauen – zusätzlich verringert.
In der Schweiz entscheiden sich immer mehr Menschen dafür, kein Fleisch mehr zu essen oder ihren Fleischkonsum zu reduzieren (siehe Grafik). Im Jahr 2023 ergab eine Studie, die sich auf die Einkäufe der Schweizer stützte, dass etwas weniger als ein Drittel der Haushalte in der Schweiz wenig oder kein Fleisch konsumierte: 0,5% vegane Haushalte (keine tierische Produkte), 7,8% vegetarische Haushalte (kein Fleisch oder Fisch), 2,7% pescovegetarische Haushalte (kein Fleisch, aber Fisch und Meeresfrüchte) und 18,3% Flexitarier-Haushalte (weniger Fleisch und Fisch).
Wenn alle Menschen auf Fleisch verzichten würden, würde die Haltung von Legehennen und Milchkühen nur noch zur Produktion von Eiern und Milchprodukten aufrechterhalten werden. Man müsste natürlich auch einen Teil der Viehzucht beibehalten, um mit Hilfe von Hofdung natürlichen Dünger zu produzieren, der die Produktivität und Gesundheit der Böden verbessert, auf denen Getreide, Obst, Gemüse usw. angebaut werden…, denn Dung aktiviert nämlich das Leben der Mikroorganismen im Boden, was bei Mineraldünger nicht der Fall ist.
Auch wenn eine vegetarische Ernährung weniger CO2-Emissionen verursacht, sollte man nicht ausser Acht lassen, dass Produkte, die mit dem Flugzeug importiert werden oder in Gewächshäusern angebaut werden, die mit fossilen Brennstoffen beheizt werden, einen hohen CO2-Ausstoss verursachen können. Es ist deshalb empfehlenswert, so viel wie möglich lokal und saisonal zu essen (siehe Abschnitt unten), nicht zuletzt um auch lokale Arbeitsplätze zu fördern.
Laut einem Überblick über die wissenschaftliche Literatur aus dem Jahr 2020 verursacht der CO2-Fussabdruck von Fleischersatzprodukten (d.h. verarbeitete Produkte auf pflanzlicher Basis) zwischen 34% und 93% weniger CO2 als Fleischprodukte - bei gleicher Proteinmenge und je nach Fleischart, mit der sie verglichen werden. Da der CO2-Fussabdruck von solchen Ersatzprodukten weitgehend von ihrem Verarbeitungsprozess abhängt, haben diese Produkte eine 1,6- bis 7-mal höhere CO2-Bilanz als nicht oder nur wenig verarbeitete Produkte wie Tofu oder Hülsenfrüchte. Um seinen CO2-Fussabdruck so gering wie möglich zu halten, sollten daher wenig oder gar nicht verarbeitete pflanzliche Proteine bevorzugt werden.
Ein Rindfleischsteak weniger pro Woche essen: Einsparung von ca. 350 Kilogramm CO2 pro Jahr
Wenn man den durchschnittlichen Pro-Kopf-Fleischkonsum berücksichtigt, stellt der Posten mit den höchsten Treibhausgasemissionen rotes Fleisch dar, insbesondere Rindfleisch. Das liegt daran, dass Rinder während des Wiederkäuens Methan (CH4) freisetzen. Und Methan ist ein Treibhausgas, das dreissigmal stärker wirkt als Kohlendioxid. In der Schweiz macht dieses Gas fast die Hälfte der Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft aus.
In der Schweiz ist der Fleischkonsum pro Person zwischen 2014 und 2021 um 6% gesunken. Dabei ist zu beachten, dass ein Stück Fleisch von 200 Gramm bei Rindfleisch zu einer Emission von etwa 7 Kilogramm CO2 beiträgt, bei Schweinefleisch sind es etwa 2,5 Kilogramm und bei Geflügel etwa 1,5 Kilogramm CO2. Die Verdauung von Futtermitteln durch Nutztiere, hauptsächlich diejenige durch Rinder, macht etwa die Hälfte der gesamten CO2-Emissionen der Landwirtschaft aus.
Video über unsere Ernährung: Sonstiges Fleisch und Fleischersatz (3 Min.)
Halbierung der Menge an Lebensmitteln, die weggeworfen werden: Einsparung von ungefähr 230 Kilogramm CO2 pro Jahr
In der Schweiz verursachen die Verbraucher 28% der Lebensmittelverschwendung (der Rest entfällt auf die landwirtschaftliche Produktion und die Gastronomie). Diese Verschwendung von Lebensmitteln – deren Produktion mit viel Arbeit und ökologischen Auswirkungen verbunden ist – könnte durch die Befolgung einiger einfacher Richtlinien vermieden werden:
- Die Einkäufe planen und nicht zu viele Produkte auf einmal kaufen.
- Das Essen mit den Sinnen wahrnehmen: Sehen, Riechen und Schmecken, ob die Produkte mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum wirklich ungeniessbar sind. Die Vorsichtsspielräume der Hersteller für die Etikettierung der verschiedenen Lebensmittel mit einem Haltbarkeitsdatum sind nämlich recht gross.
- Viele Lebensmittel können vor ihrem Verfallsdatum tiefgekühlt werden und werden somit länger haltbar.
Video über unsere Ernährung: Schluss mit der Verschwendung (3 min.)
Für weitere Informationen: foodwaste.ch
Lokal und saisonal produzierte Lebensmittel konsumieren: Einsparungen von 70 Kilogramm CO2 pro Jahr
Im Vergleich zu anderen Massnahmen im Zusammenhang mit der Ernährung hat der Konsum von regional produzierten Lebensmitteln nur geringe Auswirkungen auf den CO2-Ausstoss. Laut WWF, macht der Transport – solange es sich nicht um Flugzeugtransporte handelt – nur einen kleinen Teil (4%) der Treibhausgasemissionen von Lebensmitteln aus. Im Zweifelsfall – die Art des verwendeten Transports wird im Laden nur selten angegeben – aber auch ganz generell ist es besser, lokale Produkte zu konsumieren. Dies bringt auch über die Ernährung hinausreichende Vorteile mit sich: in Form von lokalen Arbeitsplätzen und sozialem Zusammenhalt, die Frische der Lebensmittel und die Unterstützung von landwirtschaftlichen Betrieben in der Nähe.
Saisonal zu konsumieren hat einen grösseren Einfluss auf die CO2-Emissionen als lokal zu konsumieren. Der Konsum ausserhalb der Jahreszeit kann die Verwendung von Produktionsmethoden mit hohem CO2-Ausstoss bedeuten, wie z.B. die Nutzung fossiler Brennstoffe zum Heizen von Gewächshäusern.
Die vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) im Jahr 2022 veröffentlichte Daten über Tomaten sind ein gutes Beispiel dafür (siehe Grafik unten). Schweizer Tomaten sind, wenn sie in ungeheizten Tunneln angebaut und zwischen August und Oktober geerntet werden, sehr umweltfreundlich. Wenn sie jedoch in Gewächshäusern angebaut werden, die mit fossilen Brennstoffen (Erdgas oder Heizöl) beheizt werden, und zwischen Juli und August oder noch schlimmer zwischen Mai und Juli geerntet werden, sind ihre Auswirkungen auf die Umwelt noch schlechter als bei Tomaten, die aus Spanien importiert und in unbeheizten Tunneln angebaut werden (selbst wenn man die Energie berücksichtigt, die für die Entsalzung des zur Bewässerung verwendeten Meerwassers aufgewendet wird). Aber Vorsicht: Wenn die Gewächshäuser in der Schweiz mit Abwärme aus der Industrie oder aus Kehrichtverbrennungsanlagen beheizt werden, ist die Ökobilanz deutlich günstiger und besser als bei Tomaten, die aus Spanien importiert werden. Da es keine detaillierten Angaben zur Beheizung der Gewächshäuser gibt, ist es besser, sich auf den saisonalen Konsum einzustellen, was bedeutet, dass man nicht das ganze Jahr über alle Obst- und Gemüsesorten zur Verfügung hat. Wenn nötig, kann man Lebensmittel einfrieren oder konservieren.
Für die Zukunft hat der Verband Schweizer Gemüseproduzenten (VSGP) eine ehrgeizige Energiestrategie festgelegt: Bis 2030 sollen 80% der Gewächshäuser auf Schweizer Boden ohne fossile Energieträger beheizt werden, und bis 2050 sollen alle Gewächshäuser mit erneuerbaren Energien beheizt werden.
Video über unsere Ernährung: Saisonal Essen (3 min.)
Video über unsere Ernährung: Herkunft unserer Lebensmittel (3 min.)
Video über unsere Ernährung: Produktionsmethoden (3 min.)
Angebot an lokalen und saisonalen Gemüse- und Früchtekörben:
https://uglyfruits.ch/de/uglyfruits
https://www.hofsuche.schweizerbauern.ch/de#home
Lokale und saisonale Früchte- und Gemüsekörbe finden (Geoportal des Westschweizer Konsumentenverbands)
Saisonales zum Verlieben: alte Sorten neu entdeckt (Poster im A2-Format von ProSpecieRara zum selber Ausdrucken)
Doppelt so viele Bioprodukte kaufen: Hat vergleichsweise wenig Auswirkungen auf den CO2-Fussabdruck, aber deutlich positive Auswirkungen auf die Biodiversität, die Bodengesundheit, die Wasserqualität sowie den Stickstoff- und Phosphoreintrag.
Produkte aus ökologischer Landwirtschaft wirken sich mehr oder weniger gleich stark auf das Klima aus wie konventionelle Produkte. Der Konsum hingegen dieser Produkte hat jedoch einen unbestreitbar positiven Effekt auf die Biodiversität, da sich der Bio-Landbau zu einem grossen Teil auf die Leistungen stützt, die die Natur kostenlos anbietet (so genannte Ökosystemleistungen). Ein nach biologischen Standards bewirtschaftetes Feld weist eine grössere Vielfalt an Pflanzenarten und mehr Bodenleben auf als ein konventionell bewirtschaftetes Feld. Es ist auch zu beachten, dass das Schweizer Bio-Label die Verwendung von Schweizer Futtermitteln fördert und Futtermittel aus Übersee verbietet. Es beschränkt ebenso den Einsatz von Kraftfutter.
Mehr als die Hälfte der Konsumentinnen und Konsumenten kauft täglich oder mehrmals pro Woche Bio-Produkte. Und bei den Lebensmitteln wird 1 von 8 CHF für den Kauf von Bio-Lebensmitteln ausgegeben. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern wird in der Schweiz ein grosser Teil der landwirtschaftlichen Fläche (fast 18%) für den Anbau von biologischen Produkten verwendet.
Die Preisunterschiede zwischen Bio- und Nicht-Bio-Produkten – durchschnittlich 50% – könnte ein Hindernis dafür sein, erstere statt letztere zu kaufen. Dennoch ist die Schweizer Bevölkerung in der glücklichen Lage, in Europa am wenigsten Geld für Lebensmittel aufwenden zu müssen (in Prozent der Gesamtausgaben). Ausserdem sind die Kosten für Lebensmittel seit 1995 im Vergleich zu anderen Haushaltsausgaben nur geringfügig gestiegen.
Die Produktion von Nahrungsmitteln hat neben ihren Klimawirkungen noch weitere ökologische Auswirkungen
Beispielsweise führt der Einsatz von Düngemittel, die Stickstoff enthalten (ein Element, das für das Pflanzenwachstum unerlässlich ist), zu einer übermässigen Anreicherung der natürlichen Lebensräume mit Nährstoffen, wodurch die Wälder weniger widerstandsfähig gegen Unwetter und Schädlinge werden. Darüber hinaus benötigt die Landwirtschaft grosse Mengen an Wasser, sie kann auch zu einer Übernutzung der Böden, einer unerwünschten Vereinheitlichung der Landschaften sowie zu Verkleinerungen der Flächen führen, die den Biotopen, ökologischen Lebensräumen und der Biodiversität überlassen werden.
Die Produktion einiger importierter Lebensmittel führt auch zur Abholzung von Waldflächen im Ausland. Dies gilt zum Beispiel für Kaffee, Kakao und Palmöl, aber auch für einige importierte Fleischsorten und Futtermittel, die in tropischen Regionen angebaut und dann als Futtermittel für Schweizer Vieh importiert werden. Schätzungen zufolge verursacht der Konsum von Schweizer Lebensmitteln jedes Jahr die Abholzung einer Waldfläche im Ausland, die fast so gross ist wie der Vierwaldstättersee.
Die Lebensmittelproduktion hat auch Auswirkungen auf unsere Gesundheit, da Boden, Luft und Wasser mit Produkten verunreinigt werden, die zur Bekämpfung von Pflanzenschädlingen eingesetzt werden; diese Produkte sind oft giftig – vor allem, wenn sie miteinander kombiniert werden – und sie bauen sich nur langsam ab. Die Lebensmittelproduktion hat aber auch soziale Auswirkungen, wenn die Produzenten kein ausreichendes Einkommen erzielen oder, im Fall von importierten Produkten, wenn die Herstellung bestimmter Lebensmittel mit Kinderarbeit verbunden ist.